Alte Öl- oder Gasheizung austauschen und vollen Geschwindigkeits-Bonus erhalten
Förderexperte Jens Dörschel im Interview
Berlin
, 13.06.2024•
Jens Dörschel, Fachreferent für Politik und Umwelt beim Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV), begleitet die Ordnungs- und Förderpolitik für den Heizungsmarkt seit mehr als zehn Jahren. Er ist für Informationsmaterialien von DEPV und DEPI zum Thema zuständig und klärt hierfür Auslegungs- und Verfahrensfragen mit KfW und BAFA. Im Gespräch erläutert Jens Dörschel, was bei GEG und BEG immer noch unklar ist und worauf Verbraucher beim Heizungstausch achten sollten.
Das Hin und Her der Bundesregierung hat im letzten Jahr zu viel Verunsicherung geführt. Was raten Sie Hausbesitzern?
Jens Dörschel:Wenn ein Heizungstausch ansteht, gibt es keinen Grund zu warten. Auch nicht, bis die Stadt oder Gemeinde bis 2026 oder 2028 ihren Wärmeplan vorgelegt hat. Erstens ist bei vielen Siedlungen aufgrund einer niedrigen Bebauungsdichte klar, dass dort nie ein Wärmenetz entstehen wird. Und zweitens wird der Bau dort, wo Wärmenetze entstehen sollen, noch jahrelang auf sich warten lassen. Je früher man da die Heizung tauscht, desto mehr lohnt sich das dann noch. Sorgen wegen einer Verpflichtung, die neue Pelletheizung wegen eines späteren Netzanschlusses stilllegen zu müssen, sind unbegründet. Anschlussverpflichtungen greifen immer erst für einen späteren Heizungstausch, wenn das Netz verfügbar ist! Alles andere ist vor Ort nicht durchsetzbar.
Trotzdem sollte vor einem Heizungstausch eine Bestandsaufnahme für das eigene Haus erfolgen: Welche Art von Heizung eignet sich? Für unsanierte Bestandsgebäude mit hohem Wärmebedarf sind die GEG-konformen modernen Holzheizungsanlagen in der Regel eine optimale Lösung, da sie ohne Probleme die benötigten hohen Vorlauftemperaturen erreichen. Bei Gebäuden mit niedrigem Wärmebedarf können auch andere Lösungen besser passen.
Welche Heizungsanlagen sind ab wann nicht mehr erlaubt?
Jens Dörschel: Reine Öl- und Gasheizungen dürfen außerhalb von Neubaugebieten und von ausgewiesenen Fernwärmeausbau- und -neubaugebieten nur noch übergangsweise eingebaut werden. Dabei ist zu bedenken, dass in diesen Heizungen dann ab 2029 nach und nach steigende Anteile biogener Brennstoffe eingesetzt werden müssen. Diese werden voraussichtlich knapp und daher nicht billig sein. Ab Juli 2026 dürfen neue Öl- und Gasheizungen in Städte und Gemeinden mit über 100.000 Einwohnern, und ab Juli 2028 auch in allen anderen Orten dann nur noch weniger als 35 Prozent der Wärme liefern. All diese Heizungen dürfen ab 2045 keine fossilen Brennstoffe mehr einsetzen, sondern müssen zu 100 Prozent mit Biobrennstoffen betrieben werden.
Wann ist der beste Zeitpunkt für den Heizungstausch?
Jens Dörschel: Wer mit Öl und Gas heizt, muss künftig mit steigenden CO2-Kosten und hohen Preisenfür biogene flüssige oder gasförmige Brennstoffe rechnen. Daher rate ich dazu, eine in die Jahre gekommene Öl- oder Gasheizung besser früher als später auszutauschen. Das lohnt sich umso mehr, wenn man als selbstnutzender Eigentümer den attraktiven Klimageschwindigkeits-Bonus von 20 Prozent erhalten kann. Dieser sinkt ab 2029 – wenn das GEG seine volle Wirkung entfaltet – alle zwei Jahre um drei Prozentpunkte bis auf 8 Prozent. Danach entfällt er.
Kann man den Förderantrag nach Einbau der Heizung rückwirkend stellen?
Jens Dörschel: Dies ist in diesem Jahr ausnahmsweise und nur vorübergehend möglich: Wenn der Auftrag bis Ende August 2024 erteilt wurde, darf der Förderantrag noch bis Ende November 2024 gestellt werden. Nur bei Förderanträgen für die Errichtung, Erweiterung oder den Umbau von Gebäudenetzen ist dies nicht möglich. Ab September 2024 gilt dann wieder das Prinzip: Erst Förderantrag stellen, dann das Vorhaben starten. Der mit dem Förderantrag einzureichende Vertrag mit einem Heizungsbauer muss ab dann eine sog. auflösende oder aufschiebende Bedingung der Förderzusage enthalten. Der Vertrag tritt dann erst mit der Förderzusage in Kraft . Das Vorhaben gilt noch nicht als begonnen.
Vielen Dank, dass Sie Ihre Erfahrungen mit uns geteilt haben!